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Vielleicht einer der berühmtesten Mantel- und Degenhelden, Zorro, reitet wieder! Mit diesem Film begründete Douglas Fairbanks 1920 das Genre des Abenteuerfilms, der ersten Zorroverfilmung überhaupt. Und was für einer! Neben Duellen und rasanten Verfolgungsjagden kommen Komik und auch die Liebe nicht zu kurz.
Do 11.08. - | Fr 12.08. 20:30 | Sa 13.08. - | So 14.08. - | Mo 15.08. - | Di 16.08. - | Mi 17.08. - | 2011 |
Als sich Douglas Fairbanks 1920 an die Verfilmung des Romans über den geheimnisvollen maskierten Rächer 'El Zorro' (span. 'der Fuchs') machte, war damit ein gehöriges Wagnis verbunden. Es war ein völlig neuer Typ von Film und leitete das Genre des Abenteuerfilms ein. Auch führte er hier den swashbuckler, den mantel- und degenschwingenden Helden, ein, der immer ein freches Lächeln auf den Lippen hat. Der Erfolg des Films war derartig überwältigend, dass sich Fairbanks, der zuvor eher in Komödien auftrat, zu weiteren Abenteuerfilmen entschloss: "The Three Musketeers" (1921) oder 'The Black Pirate' (1925), dem Regensburger Publikum schon bekannt.
Fairbanks spielt im Kalifornien der 1820er Jahre die Doppelrolle des jungen Don Diego de la Vega, eines Sohnes aus reichem Hause, und des maskierten Rächers Zorro. Don Diego wird von seinem Vater nach Kalifornien zurückgerufen, da der neue Gouverneur Don Alvarado ein Terrorregime installiert hat. Die Enttäuschung ist groß, als sich Don Diego als eitler, schwächlicher Popanz entpuppt. Don Alvarado und seine rechte Hand, der sinistre Capitàn Ramon wiegen sich zunächst in Sicherheit. Auch Don Diegos love interest Lolita Pulido wendet sich gelangweilt von ihm ab. Doch kaum wird es Nacht, da erscheint auf einem prächtigen Hengst ein schwarz gewandeter und maskierter Held, der die Volksunterdrücker das Fürchten lehrt und mit seinem meisterhaft geführten Degen kunstvoll sein Zeichen auf Wänden und Gesichtern der Bösewichter hinterlässt – ein 'Z', das Zeichen des Zorro! Und Zorro versteht es als heißblütiger Kämpfer auch das Herz Lolita Pulidos zu erweichen ..
Der Film lebt von seinen damals wie heute atemberaubenden Duellen und wilden Verfolgungsjagden, wobei auch die Komik nicht zu kurz kommt. Er bietet prächtiges Unterhaltungskino vor opulenter Kulisse aus den Früh-tagen Hollywoods. Fairbanks wurde damit zum Prototypen aller nachfolgenden Filmhelden, von Errol Flynn oder Tyrone Power bis hin zu Kevin Costner und Antonio Banderas. Fred Niblo zeichnete für die temporeiche Regie verantwortlich. Er drehte noch weitere große Stummfilmklassiker wie "Die drei Musketiere" oder 'Ben Hur' (1925, das Original!). Der US-Filmkritiker Leonard Maltin bezeichnet diesen Film als Dougs besten, mit "Nonstop fun". Steven Greydanus sagt, man hat nicht wirklich Zorro auf der Leinwand erlebt, wenn man nicht diese Ur-Version mit dem hinreißenden Douglas Fairbanks gesehen hat. Und recht hat er!
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DAS ZEICHEN DES ZORRO
The MARK OF ZORRO: Fred Niblo, USA 1920, 107 Minuten, sw, 16 mm, englische Zwischentitel (wenige, gut zu verstehen)
Buch: Eugene Miller, Elton Thomas (alias Douglas Fairbanks, sr.), nach der Erzählung 'The Curse of Capistrano' (1919) von Johnston McCulley, Kamera: William C. McGann, Harry Thorpe
DarstellerInnen: Douglas Fairbanks, sr., Marguerite De La Motte, Robert McKim, Noah Beery, sr., George Periolat, Charles hill Mailes, Claire McDowell, Walt Whitman u. a.
Lon Chaney ist "The Man of a Thousand Faces", der die Maskierungen für seine Monster- und Gangsterrollen bis jenseits der Schmerzgrenze betrieben hat. Seine gruseligste Schöpfung ist bestimmt Erik, das Phantom der Oper. Die Geschichte von 1911 ist weltberühmt, aber keine Kino- oder Theaterfassung zeigt den Entstellten so schaurig und "echt". Zum 100. Geburtstag des Phantoms zeigen wir die aufwendig restaurierte Fassung, teilweise in Technicolor!
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Die Geschichte des Phantoms, das in den finsteren Katakomben fünf Stockwerke tief unter dem Lichterrausch der Pariser Oper lebt, ein verkanntes Genie ist und sich unglücklich in eine junge Sängerin verliebt, ist weltberühmt: nicht nur, weil sie vielfach verfilmt wurde, den Stoff für eines der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten lieferte und auch weitere diverse musikalische Bühnenadaptionen erfuhr. Sondern weil sie bis heute den Zuschauer bzw. Leser anrührt.
Dem Original am nächsten kommt dabei der amerikanische Stummfilm von 1925. Das zweite Buch des Reporters Gaston Leroux, 1911 erschienen, ist ein "journalistischer Schauerroman", der geschickt wahre Begebenheiten verarbeitet (der unterirdische See!, der fallende Kronleuchter!, der tote Bühnenarbeiter!) und damit auch das unglückliche Monster "wahr" werden lässt. Ebenso "echt" ist Lon Chaney als Erik, das Phantom. Er ist bisher der einzige Darsteller, der sein eigenes Gesicht für diese Rolle deformierte und nicht nur auf effektvolle Schminke setzte. Er selbst schuf die Maskierungen seiner vielen Gangster und Monster, die starke körperliche Schmerzen verursachten, so dass er nicht umsonst als "der Mann der tausend Gesichter" in die Filmgeschichte einging. Sein Phantom war so schaurig, dass bei der effektvoll geschnittenen Demaskierungsszene reihenweise Zuschauer(innen) Schreikrämpfe bekamen oder gleich in Ohnmacht fielen. Entsprechend wurde damals auch kein Photo von Chaney in Maske veröffentlicht, um durch Mundpropaganda noch mehr Publikum anzulocken.
Die Dreharbeiten waren reichlich problembeladen – der Regisseur und die Autoren wurden mehrmals ausgetauscht, es gab mindestens drei Schnittfassungen. Umso stabiler ist alles andere: Noch heute stehen die riesigen Kulissen der Oper auf dem Studiogelände. Chaneys Erik ist übrigens eine der beliebtesten Halloween-Masken. Und schließlich war dieser Film der Vorreiter von Frankenstein, Dracula, der Mumie und anderen Universal-Horrorklassikern.
Zum 100. Geburtstag des Romans zeigen wir die aufwendig restaurierte Originalfassung, bei der die Schlüsselszene des "Maskenballs" in sehr teurem Zweifarben-Technicolor gedreht wurde – der Rote Tod war nie bedrohlicher!
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DAS PHANTOM DER OPER
Rupert Julian, Lon Chaney u.a., USA 1925, 73 Minuten, 35 mm, restauriert, teilweise in Zweifarben-Technicolor, OF mit englischen Zwischentiteln
Drehbuch: Raymond L. Schrock, Elliot Clawson, Frank McCormack u. a., nach dem gleichnamigen Roman von Gaston Leroux, Kamera: Milton Bridenbecker, Virgil Miller, Charles Van Enger, Bauten: Charles D. Hall, Ben Carré
DarstellerInnen: Lon Chaney, Mary Philbin, Norman Kerry, Arthur Edmund Carewe u.a.
Kopie: Lobster Films, Paris
Ein talentfreies aber ehrgeiziges Landei aus dem Süden zieht nach Hollywood, um den Film zu erobern. Eine frühe bissige Parodie auf Hollywood und damalige Filmgrößen und auf das Studiosystem selbst. In diesem köstlichen Leckerbissen (nicht nur, weil viele Torten herumfliegen) treffen wir auch auf so berühmte damalige Stars wie Charlie Chaplin, John Gilbert oder Douglas Fairbanks, alle in Cameo-Auftritten zu sehen!
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Im Jahr 1928 brachte King Vidor "Show People", eine freche Satire auf Hollywood, in die Kinos. Im Mittelpunkt steht hier Marion Davies, die eine seltene Gelegenheit erhielt, in einer Komödie ihr wahres Talent entfalten zu können. Die Davies war damals mit dem Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst liiert, der sie als Tragödin im Film groß herausbringen wollte. Entsprechend gab er in allen seinen Zeitungen ihren Melodramen die besten Kritiken. Irgendwann war das Publikum dessen leid und auch die übrigen Filmkritiker zeigten sich nicht überzeugt von der aufdringlichen Werbekampagne Hearsts für seine Geliebte. 1941 sollte Orson Welles seinen "Citizen Kane" an diese Begebenheit anlehnen, was zu einem veritablen Skandal führte. Mit der Karriere der Davies ging es dann auch steil bergab. Doch "Show People" zeigt sie von ihrer natürlichen, frischen und heiteren Seite.
Die Davies ist also Peggy Pepper, ein absolut talentfreies Landei aus der Provinz, die in Hollywood ein großer Star werden will. Mit ihrem Herrn Papa dort angekommen gerät sie flugs unter die Fittiche des Komödianten Billy Boone, der sie für eine Slapsticktruppe engagiert. Anders als geplant wird sie nicht die große Tragödin, sondern muss mit Torten um sich werfen. Bald wechselt Peggy zum "High Arts Studio", wo "große Filmkunst" gemacht wird, und avanciert tatsächlich als "Patricia Pepoire" zu einem Star in seichten Melodramen. Dafür, dass sie nicht völlig den Boden unter den Füßen verliert, sorgt dann Billy, der ein Auge auf sie geworfen hat ..
Vidor legte seinen Film als bissige Satire auf den Aufstieg Gloria Swansons ("Sunset Boulevard") an, die wirklich als Komikerin anfing und dann zur Diva avancierte. Auch die Rolle von Patricia Pepoires Partner scheint John Gilbert, dem Partner von Greta Garbo, nachgebildet zu sein. Böse schienen die Karikierten auf Vidor nicht gewesen zu sein (Lars Penning), denn beide traten in dem Film in Gastrollen auf. Mit von der Partie waren zahlreiche damalige Hollywoodgrößen, wie Douglas Fairbanks oder der Cowboystar William S. Hart. Und Charlie Chaplin lässt sich von Peggy/ Patricia ein Autogramm geben. Daneben bot "Show People" bei allem köstlichen Unterhaltungswert auch einen halbdokumentarischen Blick hinter die Kulissen. Vidor zeigte, wie aufwendig die auf der Leinwand so locker erscheinenden Slapstickszenen damals vorbereitet und gedreht wurden. Und er bekannte in einem Interview, dass er den Film im Grunde aus Gaudi für sich selbst und seine Freunde machte – und für das Publikum!
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SHOW PEOPLE
King Vidor, USA 1928, 82 Minuten, 16 mm, englische Zwischentitel mit deutschen Untertiteln
Buch: Agnes Christine Johnston, Laurence Stallings, Wanda Tuchock, Ralph Spence (Zwischentitel), Kamera: John Arnold
DarstellerInnen: Marion Davies, William Haines, Dell Henderson, Paul Ralli, Tenen Holtz, u. a. sowie in Cameos Charlie Chaplin, Douglas Fairbanks, sr., William S. Hart, John Gilbert, Mae Murray, King Vidor u.a.
Kopie: Kinemathek Hamburg e. V.
Eine Jagdgesellschaft sitzt im einsamen Schloss wegen schlechten Wetters aufeinander: Rauchen, Trinken, Schach. Bis ein ungeladener Gast die Langeweile durchbricht: ein Graf, der seinen Bruder erschossen haben soll und hier auf dessen Witwe trifft. War sie es nicht, die sich in der blutleeren Ehe wünschte: "Ich möchte etwas Böses sehen, etwas ganz Böses, ...einen Mord!" Wie kein Zweiter versteht es F.W. Murnau, Grauen, Alpträume und Angst auf Film zu bannen - und sein Nosferatu streckt schon die Finger zum Fenster herein.
Do 18.08. 20:30 | Fr 19.08. - | Sa 20.08. - | So 21.08. - | Mo 22.08. - | Di 23.08. - | Mi 24.08. - | 2011 |
Im einsam gelegenen Schloss derer von Vogelschrey sitzt eine adelige Jagdgesellschaft wegen schlechten Wetters tagelang aufeinander: Rauchen, Trinken, Schach. Bis ein ungebetener Gast die Langeweile durchbricht: Graf Oetsch, der vor Jahren seinen Bruder erschossen haben soll. Zudem haben sich für den Abend dessen Witwe und ihr neuer Ehemann auf Schloss Vogelöd angekündigt, was den Verdächtigen aber nicht zur Abreise veranlasst. Ein dritter Gast wird erwartet, Pater Faramund, ein Verwandter des Ermordeten. Diese spannungsgeladene Konstellation setzt ein mysteriöses düsteres Spiel in Gang. Mittels Rückblenden erfahren wir, dass die so brutal beendete Ehe nicht mehr die harmonischste war: Der erschossene Baron zog sich nach einer Reise zunehmend in die Welt der Bücher zurück, woraufhin sich die Gattin in der ungewollt asketischen Ehe wünschte: "Ich möchte etwas Böses sehen, etwas ganz Böses,…einen Mord!"
Wie kein Zweiter versteht es Friedrich Wilhelm Murnau, Grauen und Angst auf Film zu bannen. Mit seinen oft alptraumhaften Bildern schafft er eine unglaubliche Intensität und Atmosphäre des Schreckens. Für viele Filmemacher ist er die "Inkarnation deutscher Filmgeschichte" (Hans Helmut Prinzler) und auch das Regensburger Publikum ist vertraut mit "Nosferatu", "Faust", "Der letzte Mann" und anderen seiner Meisterwerke. Über "Schloss Vogelöd" schreibt Siegfried Kracauer: "Dieser frühe Film bezeigte (...) Murnaus einzigartige Gabe, die Grenzen zwischen Wirklichem und Unwirklichem zu verwischen." (Cinegraph). Möglich gemacht wird das auch durch seinen kongenialen Kameramann Fritz Arno Wagner, dessen Bilder z.B. aus "Nosferatu" und "M – eine Stadt sucht einen Mörder" den Zuschauern noch heute Schauer über den Rücken jagen. Und in Schloss Vogelöd streckt sogar der berühmte Vampir aus dem ein Jahr später entstandenen Film schon seine Finger zum Fenster herein.
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SCHLOSS VOGELÖD – DIE ENTHüLLUNG EINES GEHEIMNISSES
Friedrich Wilhelm Murnau, D 1921, 81 Minuten, 35 mm, restauriert
Drehbuch: Carl Mayer, nach dem gleichnamigen Roman von Rudolf Stratz, Kamera: Laszlo Schäffer, Fritz Arno Wagner, Bauten: Hermann Warm, Künstlerischer Beirat: Graf Montgelas
DarstellerInnen: Olga Tschechowa, Paul Bildt, Julius Falkenstein, Hermann Vallentin, Arnold Korff, Lulu Kyser-Korff u.a.
Kopie: Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin
Was, wenn Hamlet kein Mann, sondern eine Frau gewesen wäre? Die große Diva der frühen Stummfilmzeit, Asta Nielsen, schlüpft in eben diese Rolle, und beweist damit ihre große Wandlungsfähigkeit in einem opulent ausgestatteten Film. Die Nielsen glänzt in dieser für sie ungewöhnlichsten und spektakulärsten Rolle ihrer Karriere, die sie mit Bravour und Intensität ausfüllt. Shakespeare hätte an dem Film (und diesem Hamlet) wohl Gefallen gefunden!
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Was, wenn Hamlet, der tragische Dänenprinz, eine Frau gewesen wäre? Diese durchaus reizvolle These stellte ein ominöser US-Philologe 1881 auf. Und Asta Nielsen, eine der frühen wahrhaft großen Filmdiven, war tatsächlich nicht der erste weibliche Hamlet. Aber es ist eben Asta Nielsen, die bis heute den vielleicht nachhaltigsten Eindruck hinterlässt. Sie verkörpert ihren Prinzen, "indem sie als Hamlet nicht nur zwischen Wahnsinn und rationalem Handeln, sondern auch deutlich zwischen den Geschlechtern changiert" (Petra Lange-Berndt). Die Nielsen agiert dabei "überraschend normal, ja sachlich" (Thomas Koebner), womit sie sich von den übrigen Darstellern absolut abhebt. Es ist diese ungekünstelte und zurückhaltende Art der Nielsen, welche dem Film den Stempel aufdrückt.
Der Dänenkönig wird von seinem Bruder ermordet, der Thron von ihm usurpiert. Hamlet kommt hinter die Intrige und will den Vater rächen. Das wird allerdings dadurch verkompliziert, dass Hamlet eine Frau ist. Denn nach der Falschmeldung vom Schlachtentod des Königs ließ seine Frau zur Rettung des Throns verkünden, ihre gerade geborene Tochter sei ein Junge. Der König überlebte die Schlacht und so musste die Tochter fortan in Männerkleidern heranwachsen. Hamlets Racheplan wird weiter erschwert dadurch, dass sich Ophelia in ihn verliebt und Hamlet selbst in Horatio. Das Drama nimmt seinen Lauf ..
Der prächtig ausgestattete Kostümfilm würde vielleicht unter all den übrigen pompösen Inszenierungen der damaligen Zeit untergegangen sein, wäre da nicht die alle anderen Schauspieler weit überragende Asta Nielsen. In subtiler Weise lässt sie den Zuschauer nie im Zweifel, dass sie eigentlich eine Frau ist. Dies deutet sie in ihrem leichten und lockeren Gang an, und keine ihrer Gesten ist abrupt oder eckig, wie damals üblich. Der "Kinematograph" von 1921 befand, dass die Nielsen "die einzige [war], die den Dänenprinzen spielen konnte und sie spielt ihn hervorragend". In gleicher Weise ließ sich auch das damalige Publikum von diesem Film begeistern, der zu einem der größten Kassenerfolge des Jahres 1921 avancierte. Shakespeare würde diese Hamlet-Interpretation bestimmt begeistert haben – und ob er dann auch den oft zitierten Satz "Schwachheit, dein Name ist Weib!" hineingeschrieben hätte?
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HAMLET
Svend Gade, Heinz Schall, D 1920/21, 135 Minuten, 35 mm, restauriert und viragiert
Buch: Erwin Gepard, nach dem Stück von William Shakespeare und inspiriert von 'The Mystery of Hamlet: An Attempt to Solve an Old Problem' von Edward P. Vining, Kamera: Curt Courant, Axel Graatkjær
DarstellerInnen: Asta Nielsen, Fritz Achterberg, Mathilde Brandt, Eduard von Winterstein, Hans Junkermann, Lily Jacobson u.a.
Kopie: Deutsches Filminstitut – DIF, Wiesbaden
Geschlechterbeziehungen bei Ernst Lubitsch: immer frech, nie vulgär, voller Wortwitz. "Die Puppe" könnte die Rettung sein für einen Weichling - sein Vater will ihn sofort verheiraten und hetzt ihm 40 Jungfrauen zur Auswahl auf den Hals. Er flüchtet in ein Kloster und heiratet eine lebensgroße Puppe. Ist dies der Ausweg? In "Ich möchte kein Mann sein" sucht dagegen ein junges Fräulein den Weg aus dem Haus. Dem Aufpasser entschlüpft sie durch die Verkleidung als Mann - Turbulenzen vorprogrammiert.
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Ernst Lubitsch ist – sein Vorname beweist es – einer der lustigsten Regisseure aller Zeiten. Welcher Zuschauer wird das bezweifeln, der seine Hollywood-Produktionen wie "Ninotschka" mit Greta Garbo oder die Anti-Nazi-Komödie "Sein oder Nichtsein" von 1942 gesehen hat. Der sprichwörtliche "Lubitsch-Touch" bezeichnet seine Virtuosität und Eleganz im Umgang mit Rhythmus und Sprache. Auch seine frühen deutschen Stummfilme sprühen vor Wortwitz.
Dabei ist die Handlung seiner Filme im Grunde egal – im Zentrum stehen freche, aber nie vulgäre Beziehungskisten. Lubitsch startete als Angestellter in der Damenkonfektion ins Berufsleben – weiß er deswegen so gut "um die Wirkung der Mode, den Fetischismus von Verhüllung, Verwandlung, Entblößung" (Thomas Brandlmeier)? Ein zeitgenössischer Kritiker schrieb im Filmkurier 1920 über eine der schon tausendmal erzählten Geschichten: "Wenn es trotzdem den Autoren gelungen ist, das Publikum … zeitweise direkt zum Wiehern zu bringen, – ich weiß, daß das kein hübscher Ausdruck ist, aber die Damen hinter mir haben es tatsächlich getan –, so ist ihr Verdienst um so höher zu bewerten."
Aber sind die Geschichten wirklich schon tausendmal erzählt? DIE PUPPE ist in einer Pappmaché-Welt angesiedelt, zu Beginn des Films vom Regisseur selbst zusammengebastelt. Dort setzt er seine Figuren hinein: einen Weichling, dessen Erbonkel ihn dringend verheiraten will und ihm 40 Jungfrauen zur Auswahl auf den Hals hetzt. Der Arme flüchtet in ein Kloster – die Mönche kennen einen Puppenmacher, der mechanische Menschen herstellt und gerade an einer Kopie seiner Tochter arbeitet. Ist die zum Heiraten geeignet? Im zweiten Film entflieht diesmal ein junges Fräulein ihrem strengen Aufpasser: Sie findet den Weg nach draußen in Frack und Zylinder und zieht nach einigen Turbulenzen das Fazit: ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN. Passend dazu die Titelrolle beider Filme: "Wer jemals das, was Damen wie Marika Rökk oder Lilo Pulver auf die Leinwand donnerten, für Temperament hielt, hat Ossi Oswalda nie erlebt." (Bonner Kinemathek)
Besuchen Sie Ernst & Ossi und lassen Sie sich nicht von wiehernden Damen im Publikum ablenken.
Do 18.08. - | Fr 19.08. - | Sa 20.08. 20:30 | So 21.08. - | Mo 22.08. - | Di 23.08. - | Mi 24.08. - | 2011 |
ERNST LUBITSCH: DIE PUPPE & ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN
für beide Filme: Regie: Ernst Lubitsch
Drehbuch: Hanns Kräly, Ernst Lubitsch, Kamera: Theodor Sparkuhl, Bauten: Kurt Richter
DIE PUPPE
D 1919, 64 Minuten, 35 mm
Buch nach Motiven einer Erzählung von E.T.A. Hoffmann und nach der Komposition 'Eine lustige Geschichte aus einer Spielzeugschachtel' von A.E. Willner
DarstellerInnen: Ossi Oswalda, Hermann Thimig, Victor Janson
ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN
D 1918, 45 Minuten, 35 mm
DarstellerInnen: Ossi Oswalda, Curt Goetz, Victor Janson u. a.
Kopien: Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin
Sabrina Hausmann an der Geige und Mark Pogolski am Klavier – wer ihre fulminante Vorstellung von „Metropolis“ und die innige Darbietung zu „Salomé“ letztes Jahr auf der Regensburger Stummfilmwoche erlebt hat, verlangt nach mehr. Auch dieses Jahr beehren sie uns wieder mit zwei Vorstellungen.
Beide bauen auf langjährige professionelle Erfahrung in Musik und im Stummfilm. Zudem dürfen sie das Erbe von Aljoscha Zimmermann fortführen, Sabrinas Vater und weltweit anerkannter Stummfilmmusiker. Er war berühmt für die Fähigkeit, dem Stummfilm vitale Ausdruckskraft zu geben und den Bildern Gefühle und Geschichten für den modernen Menschen zu entlocken. Nach seinem Tod im Dezember 2009 hinterließ er über 400 Partituren und musikalische Themen, die er seiner Tochter und seinem erwählten Nachfolger Mark Pogolski zur Weiterführung in die Hände legte. Das Ensemble konzertiert weiterhin auf wichtigen internationalen Filmfestivals und hat bereits eine Fernseh- und DVD-Produktion von Fritz Langs Stummfilm „Harakiri“ erfolgreich aufgenommen.
Sabrina Hausmann ist seit 1992 Teil des Aljoscha- Zimmermann-Ensembles. Ihr virtuoses Spiel der Geige brachte ihr bereits zahlreiche Auszeichnungen und sie ist auf internationalen Bühnen zuhause. Nun arrangiert und bearbeitet sie zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Mark Pogolski die Partituren von Aljoscha Zimmermann.
Mark ist ebenfalls seit 1992 aktiv, Musikalischer Leiter der Ballett-Abteilung der Hochschule für Musik und Theater München und mehrfacher Preisträger für Komposition und Piano.
SCHLOSS VOGELÖDERNST LUBITSCH: DIE PUPPE & ICH MÖCHTE KEIN MANN SEIN
Daniel Kothenschulte war im letzten Jahrtausend schon mehrfach Gast auf der Regensburger Stummfilmwoche. Heuer freuen wir uns besonders, einen so ausgewiesenen Experten wie ihn aus Köln wieder nach Regensburg locken zu können. Daniel hat nicht nur Partituren für zahlreiche, insbesondere amerikanische, Stummfilme erarbeitet und sie auch musikalisch begleitet – er hat 2005 das „Silent Movie Theater Cologne“ gegründet, kuratiert regelmäßig Stummfilmprogramme im Kölner Museum Ludwig und sammelt Filme sowie Glamour-Photographien aus dem klassischen Hollywood.
Seit über zehn Jahren schreibt er Filmkritiken für die Frankfurter Rundschau und einschlägige Bücher: Über Hollywood in den Dreißigern, die Restaurierung von „Metropolis“ 2010, Robert Redford oder den Italowestern. Ein Allround-(Stumm-)Film-Kenner und -Liebhaber: Er eröffnet die diesjährige Regensburger Stummfilmwoche mit seiner eigens komponierten Musik am Piano.
Letztes Jahr gaben die beiden versierten Regensburger Musiker als Duo ihr Stummfilmdebut: Wer ihr atmosphärisches und sehr gruseliges PHANTOM DER OPER erlebt hat, wird heute noch Gänsehaut an die Erinnerung daran bekommen. Und so ist es für uns eine große Freude, dass sie mit ORLAC‘S HÄNDE der Stummfilmwoche einen weiteren wohlig „schaurigen“ Abend bescheren.
Als Duo gibt es die beiden schon seit über zehn Jahren: Sie arbeiten in so verschiedenen Bands wie „Rostmond Orchestra", „Transplant4" oder „handish" zusammen, ebenso wie bei einer Reihe von Film- und Theatermusikprojekten (z. B. der Musik zur Inszenierung von Oskar Panizzas „Liebeskonzil" oder für das Stummfilmprojekt Filmhochschule).
Bertl Wenzl ist ein erfahrener Stummfilmmusiker, der schon oft mit den „Negerländern“, solo oder in kleinen Besetzungen unser Festival bereichert hat. Mit seinen außergewöhnlichen Klängen hat er bereits Buster Keatons DER GENERAL, Karl Valentins MYSTERIEN EINES FRISIERSALONS bzw. die abstrakteren Werke PARIS QUI DORT oder POLIZEIBERICHT ÜBERFALL veredelt.
Markus Stark ist als Bassist, Schlagzeuger und Produzent seit über 15 Jahren in der Oberpfälzer Musiklandschaft aktiv. Aufgewachsen in Rock-, Pop- und Metalbands, begann er sich als Jugendlicher für Jazz, Elektronik, neue Musik und Avantgarde zu interessieren und arbeitet seither auch genreübergreifend. Eigenwillige Soundtracks für Theaterstücke und Filme bestimmen in den letzten Jahren seine Solo- und Duoarbeiten. Als Bassist und Komponist widmet er sich derzeit seiner Band "handish" und wirkt bei den Regensburger Formationen „The Walrus" und „containerhead" mit. Außerdem mischt und produziert er Alben befreundeter Bands und Projekte im labeleigenen Tonstudio. Eine komplette Werkschau und weitere Informationen bietet www.funnelcat.de.
Schon viele Male war der geniale Regensburger Musiker Rainer J. Hofmann für die Regensburger Stummfilmwoche tätig und immer hat er es verstanden, 'seinen' Stummfilmabend zu einem wunderbaren Konzert zu machen. So hat er das Publikum bereits mit „Das Cabinet des Dr. Caligari“, „Der Fuhrmann des Todes“, „Der Mann mit der Kamera“ oder mit Harold Lloyds „Safety Last“ begeistert. Er setzt dabei zahlreiche – zum Teil selbstgebaute – Instrumente ein und schafft somit ausgesprochen ungewöhnliche Klangwelten.
Seine Filmkonzerte sind jedes Mal wieder spannende Erlebnisse: Rainer Hofmann hat eine vielseitige Erfahrung als Begleiter von Liedern und Chansons aller Epochen, als Komponist und Musiker bei Film und Theater, Band, Orchester und Improvisationsprojekten. Sein Name ist eng verbunden mit dem „Trio Trikolore“, der „Roten Landschaft“, dem Theater von Joseph Berlinger („Der Damenherr“) und dem „RostMondOrchestra“.
Heuer kann uns Rainer Hofmann innerhalb weniger Tage seine große Bandbreite präsentieren: am ersten Wochenende findet er bei einer amerikanischen Komödie bestimmt einen Weg, fliegende Torten zu vertonen. Eine Woche später wird er dann seine für mehrere Instrumente neu komponierte Musik zu einer berühmten Tragödie erstmals zu Gehör bringen.