DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT

Schon vor ihren bekannten Tonfilmen war die junge Marlene Dietrich als femme fatale unterwegs. Im Zug verführt sie einen Jungverheirateten - er soll sie vor dem "Viech" Fritz Kortner retten, der ihr mit Haut und Haar verfallen ist. Unglaublich modern und intensiv bewegt sich die Kamera in den Räumen und um die Personen. Dieser Film ist der erste, der Marlenes "geheimnisvolle erotische Ausstrahlung und ihre ambivalente, rätselhafte Aura einfängt" ..

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2012

In diesem Film von 1929 war die junge Marlene Dietrich zum ersten Mal Hauptdarstellerin, und gleich auch zum ersten Mal als femme fatale unterwegs. Und "unterwegs" beginnt auch die Kernhandlung des Films: In einem Zug erhaschen wir – gemeinsam mit Henri Leblanc – einen Blick auf DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT. Er ist in der Hochzeitsnacht mit seiner wohlhabenden Ehefrau auf dem Weg in die Flitterwochen – und verfällt Marlene mit Haut und Haar. "Wie schwierig ist das optisch zu gestalten – und wie taktvoll wird es gemacht", schreibt der Filmkritiker Hans Held 1929 über diese erste Begegnung im Schlafwagen. Noch eine dritte Person kommt in diesem beengten Raum dazu: der alles verdrängende Fritz Kortner als Dr. Karoff, obsessiver und bedrohlicher Liebhaber der Dietrich, die mit ihm ein finsteres Geheimnis teilt. Die Kamera von Curt Courant fängt die Blicke intensiv ein, den ganzen Film über bewegt sie sich geschmeidig um die Personen und durch die Räume.

Hier ist Marlene bereits so inszeniert wie später in den Tonfilmen von Josef von Sternberg. Er hat kolportiert, dass er den späteren Weltstar erst mit DER BLAUE ENGEL, MAROKKO oder SHANGHAI EXPRESS entdeckt hätte, und auch Marlene hat gerne ihre Vergangenheit im Stummfilm verschwiegen. Aber gerade dieser Film ist der erste, der Marlenes "geheimnisvolle erotische Ausstrahlung und ihre ambivalente, rätselhafte Aura einfängt." (Steven Bach).

Auch andere Beteiligte sollen noch Erwähnung finden: Max Brod ist der Verfasser des zugrundeliegenden Romans. Literaturinteressierten ist er jedoch vor allem als Weggefährte Franz Kafkas bekannt, der dessen Werke trotz Versprechens auf dem Sterbebett nicht vernichtet hat. Der Regisseur hat nach seiner Emigration als Curtis Bernhardt in Hollywood Karriere gemacht und mit weiteren Diven wie Rita Hayworth, Lana Turner und Bette Davis gearbeitet, aber auch mit Größen wie Humphrey Bogart und Peter Ustinov. Und der Däne Uno Henning, Darsteller des abtrünnigen Ehemanns, mag dem einen oder anderen Zuschauer heute wie ein filmischer Ahne von Ewan McGregor vorkommen ..

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2012

DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNT

Kurt Bernhardt, D 1929, 87 Minuten, sw, 35 mm

Drehbuch: Ladislaus Vajda, nach dem gleichnamigen Roman von Max Brod, Kamera: Curt Courant, Hans Scheib

DarstellerInnen: Marlene Dietrich, Fritz Kortner, Uno Henning, Oskar Sima, Frida Richard u. a.

Kopie: Transit Film, München

JUBILÄUMSFEIER ZUM 30. GEBURTSTAG

Als Einstimmung auf die Galavorstellung zum 30. Geburtstag der Regensburger Stummfilmwoche lädt der Arbeitskreis Film e.V. die Stummfilmfreunde zu einer Feier ein. Zwei Experten sind in Regensburg zu Gast und plaudern aus dem Nähkästchen:

Werner Sudendorf, international ausgewiesener Fachmann und Liebhaber des Stummfilms, stellt dem Regensburger Publikum Hintergründe und Anekdoten „Von NOSFERATU zu THE ARTIST“ vor. Er kann dabei aus dem Vollen schöpfen: Werner Sudendorf leitet die Marlene Dietrich Collection Berlin sowie die Abteilung „Archiv und Recherche“ der Stiftung Deutsche Kinemathek. Außerdem hat er zahlreiche Bücher über Marlene und eine Biographie von Romy Schneider verfasst sowie über Architektur im Film und über METROPOLIS geschrieben und große Ausstellungen kuratiert.

Sabrina Zimmermann bringt uns „Musik im Stummfilm“ näher. Die Qualität einer Stummfilmvorstellung steht und fällt mit der Musik. In der Entstehungszeit der Filme war diese noch oftmals ‚Untermalung‘ – heute erleben wir Filmkonzerte, in denen die Musik eine gleichberechtigte Rolle spielt und die dem modernen Zuschauer einen Zugang zur Bilderwelt der Zwanziger Jahre verschafft. Sabrina ist Tochter des bekannten Stummfilmkomponisten Aljoscha Zimmermann. Sie war als professionelle Geigerin über 20 Jahre an seiner Seite und führt heute seine Arbeit erfolgreich fort.

Bei schlechtem Wetter findet diese Feier im Saal des Leeren Beutel statt.
Der Eintritt ist frei.

NOSFERATU

Sein Name wirft dunkle Schatten voraus, die an Häuserwänden bedrohlich entlanggleiten, bis sie ihr Opfer erreicht haben...! Nosferatu, der wohl berühmteste Stummfilmvampir, kehrt wieder nach Regensburg zurück, um wohlige Schauer und Schrecken zu verbreiten. Ein Meisterwerk des großen F. W. Murnau, dem hiermit ein faszinierender expressionistischer Gruselfilm nach Elementen der Dracula-Legende gelang. Nosferatu, er wartet auf Dich!

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"Einen schönen Hals hat Eure Frau" – bemerkt Graf Orlok gegenüber Hutter, der aus dem beschaulichen Wisborg in die Wildnis von Transsylvanien gereist ist, um dem Grafen ein Haus ebendort zu verkaufen. Bereits auf dem Weg erlebt Hutter Verstörendes, und in der letzten Gastschenke vor seinem Ziel findet er gleichsam als Warnung ein Buch über Vampire vor: "Nosferatu – Tönt Dich dies Wort nicht an wie der mitternächtliche Ruf eines Totenvogels? Hüte Dich, es zu sagen, sonst verblassen die Bilder des Lebens zu Schatten…" Und in der Tat, des Nachts wird Hutter in Orloks Schloss von einem Vampir heimgesucht: Von NOSFERATU – Graf Orlok selbst. Der Blick auf das Bild von Hutters Frau bringt Nosferatu dazu, nach Wisborg zu reisen. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf ..

Wer sich hier an "Dracula" von Bram Stoker erinnert fühlt, liegt richtig. Murnau und Galeen bedienten sich des Stoffes, doch änderten sie Namen und Schauplätze – sie hatten die Rechte am Buch nicht gekauft. Stokers Erben prozessierten gegen die produzierende Prana-Film und trieben sie in den Ruin. Alle Filmkopien sollten vernichtet werden, doch glücklicherweise haben sich einige Kopien dieses ersten Meilensteines des Horrorfilms erhalten. Sonst wären wir um ein filmisches Juwel gebracht worden und die Popularität der Vampirfigur im Film hätte länger auf sich warten lassen.

F. W. Murnau war ein Meister darin, das Rätselhafte und die dunklen Ahnungen aus den Tiefen der Seele in gespenstischen, traumhaften Bildern einzufangen. Nicht umsonst empfand der Kritiker Béla Balázs damals "einen frostigen Luftzug aus dem Jenseits", die Bilder des Filmes waren für ihn "naturmöglic[h]" (Christiane Mückenberger). Mit NOSFERATU etablierte sich Murnau vollends unter den Größen des deutschen Filmes und die Kritik nahm das Werk durchweg begeistert auf. Doch neben den lyrischen visuellen Qualitäten ist es die unheimliche Präsenz des Titeldarstellers, "der herrlich kadaverösen, entnervend marionettenhaften Figur von Max Schrecks Nosferatu" (Tom Milne), die die Erinnerung an diesen Film bis heute wachhält und deren einzigartige Erscheinung nichts mit den späteren eleganten Filmvampiren à la Béla Lugosi oder Christopher Lee gemein hat.

Eindringlich auf Zelluloid gebannt hat die schaurig-schönen Bilder Fritz Arno Wagner, der auch für Fritz Lang oder G. W. Pabst arbeitete. Wagner blieb nach 1933 in Deutschland, und hinter der Kamera u. a. für den NS-Propagandafilm "Ohm Krüger" (1941).

Folgen also auch Sie in unserer Galavorstellung Hutter in das dunkle Land der Phantome, NOSFERATU wartet schon auf Sie!

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2012

NOSFERATU

Friedrich Wilhelm Murnau, D 1921/22, 94 Minuten, sw, 35 mm

Drehbuch: Henrik Galeen, basierend auf Bram Stokers Roman "Dracula", Kamera: Fritz Arno Wagner

DarstellerInnen: Max Schreck, Gustav von Wangenheim, Greta Schröder, Alexander Granach u. a.

Kopie: Transit Film, München

ENGELEIN

+ Vorfilm

Asta Nielsen als "Engelein" Jesta. Das ist ein cineastisches Muss, in dem die damals 32-jährige Asta ein 17-jähriges vorlautes Gör spielt, welches im Film wiederum eine 12-Jährige spielen muss! So soll der sittenstrenge "reiche" Onkel aus Amerika seinen Berliner Verwandten weiter hold gesonnen bleiben. Irrungen und Wirrungen bleiben natürlich nicht aus, und zu alledem kommt auch die Liebe ins Spiel. In diesem Film zeigt die Diva einmal nicht ihr berühmtes dramatisches Können, sondern präsentiert sich als umwerfende Komödiantin.

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2012

Die Regensburger Stummfilmfreunde werden die Nielsen noch als weiblichen HAMLET in Erinnerung haben. Hier, in einem ihrer frühen Werke, präsentiert sich die große Mimin von ihrer heiteren Seite. Es war ihr Wunsch, einmal ein zwölfjähriges Kind zu spielen, woraufhin ihr Ehemann, Regisseur Urban Gad, ihr dieses "mimische Lustspiel" auf den Leib schneiderte.

Die Handlung ist reichlich turbulent. Ein "reicher Onkel" aus Amerika setzt das Erstgeborene seiner Berliner Verwandten als Erbin ein. Zu dumm nur, dass eben dieses Kind bereits fünf Jahre alt ist und aus der unehelichen Lebensgemeinschaft des Redakteurs Schneider mit seiner Frau hervorgegangen ist. Inzwischen haben sie geheiratet und der reiche Onkel kommt zu Besuch, um das vermeintlich Neugeborene zu sehen. Ein anderes Baby muss als Ersatz her, damit man nicht enterbt wird! Zwölf Jahre später folgt der nächste Besuch. Die inzwischen ziemlich temperamentvolle 17-Jährige muss nun als 12-Jährige durchgehen. Und in dem unvermeidlich entstehenden Wirrwarr mischt auch noch die Liebe mit ..

In der Rolle des ENGELEINs kann die Nielsen ihre Wandlungsfähigkeit voll zur Geltung bringen: "Durch reine Bewegungsmotive knappster Art, […], eine Armbewegung, ein Lippenziehen, die seelische Situation des Augenblicks ausschöpfen" (Harry Kahn), darin zeigte sich ihre Kunst, die sonst damals nur noch in Chaplin ihresgleichen fand. "Die Koketterie der Siebzehnjährigen stimmt genauso wie das Gekicher der Zwölfjährigen" (Dieter Krusche). Karl Freund war an der Kamera beteiligt, der u.a. mit F. W. Murnau und Fritz Lang arbeitete. Später in Hollywood inszenierte er mit THE MUMMY und MAD LOVE zwei Horrorfilmklassiker und setzte 1948 Humphrey Bogart in KEY LARGO ins rechte Licht.

ENGELEIN verärgerte wegen "schlüpfriger Szenen" die Zensoren, die ihn nach Presseprotest immerhin unter der Auflage "für Kinder gesperrt" freigaben. "Und gerade diesen Film hatten wir einem jugendlichen Publikum zugedacht", erinnerte sich die Nielsen (Klaus Lippert). Die Kritik zeigte sich begeistert: "Sie hat ihre Rolle mit so viel kleinen Scherzen […] ausgestattet, daß das Parkett immerfort lächelt und lacht. Das ist ein echtes, rechtes Lustspiel, wie es sein soll […]. Wir freuen uns außerordentlich, diesen großen Erfolg konstatieren zu können" (Lichtbild-Bühne). Und wir freuen uns außerordentlich, Ihnen dieses Filmjuwel präsentieren zu dürfen!

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ENGELEIN

Urban Gad, D 1913/14, 78 Minuten, sw, 35mm + Vorfilm

Drehbuch: Urban Gad, Kamera: Axel Graatkjær, Karl Freund

DarstellerInnen: Asta Nielsen, Max Landa, Alfred Kühne, Hanns Kräly u. a.

Kopie: DIF Deutsches Filminstitut – Filmarchiv, Wiesbaden

THE ARTIST

Bei der 30. Regensburger Stummfilmwoche darf natürlich der aktuelle Abräumer der großen internationalen Filmpreise nicht fehlen: The Artist. Die Figur des George Valentin ist stark an Douglas Fairbanks orientiert, dem schneidigen Schöpfer der ersten Abenteuerfilme. Sein "Die drei Musketiere" ist der Abschlussfilm des diesjährigen Festivals, so dass das Publikum den direkten Vergleich zwischen liebevoller Hommage und dem Original - dieses wie immer mit Live-Musik - erleben kann.

Filmgalerie, ab So 05.08.

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Bei der 30. Regensburger Stummfilmwoche darf der Überraschungserfolg des Jahres 2011 und große Abräumer bei den Oscars® nicht fehlen: THE ARTIST von Michel Hazanavicius. Sein moderner Stummfilm ist eine einzige Hommage an das klassische Kino im Allgemeinen als auch eine Liebeserklärung an den Stummfilm im Besonderen. So finden sich in seinem Werk zahlreiche Anspielungen und Zitate an die großen Filmklassiker.

Schon der Held des Films, George Valentin, trägt einen Nachnamen, der an den ersten männlichen Stummfilmstar überhaupt, Rudolph Valentino, erinnert. Und Jean Dujardin legt ihn in glänzender Weise an den swashbuckler des Stummfilms, Douglas Fairbanks sen. an.

George Valentin ist THE ARTIST, der unangefochtene Kinostar, dem das Publikum zu Füßen liegt. Die Gnade einer zufälligen Begegnung mit dem bewunderten Idol wird der aufstrebenden Möchtegernschauspielerin Peppy Miller zuteil. Valentin zeigt sich generös und Peppy verliebt sich. Doch wir schreiben das Jahr 1927. Der erste Tonfilm, THE JAZZ SINGER, wird uraufgeführt. Der Star ist von dieser technischen Neuerung unbeeindruckt und hält am Stummfilm fest – sein selbstproduzierter Abenteuerfilm floppt jedoch und läutet seinen stetigen Niedergang ein. Gleichzeitig steigt Peppy Miller zum neuen umjubelten Tonfilmstar auf. George aber ist nach dem Börsencrash von 1929 völlig mittellos und vergessen. Treu geblieben sind ihm nur noch sein Chauffeur und sein Hund. Doch Peppy hat ihn immer noch nicht vergessen ..

Der Film zeichnet das reale Schicksal zahlreicher Stars des frühen Kinos nach, die mit der Einführung des Tonfilms beinahe über Nacht arbeitslos wurden. Dujardin brilliert als George Valentin, der in dieser Rolle (u. a. Oscar® als bester Hauptdarsteller) seinen ganzen Charme sowie eine einnehmende Eleganz an den Tag legte, als wäre Douglas Fairbanks sen. selbst wieder auf der Leinwand erschienen – das wird er am 11. August im Abschluss-film der diesjährigen Stummfilmwoche als D’Artagnan dann auch tun!). In unserer Zeit von 3-D-Filmen und Computertechnik zieht THE ARTIST mit relativ einfachen Mitteln den heutigen Zuschauer in seinen Bann. Hazanavicius zeigt damit auf unterhaltende Art, dass es für die Magie im Kino keiner besonderen technischen Kunststücke bedarf, sondern es immer noch auf eine wunderschön erzählte Geschichte ankommt: "Ein Vergnügen vom ersten bis zum letzten Bild" (Tagesspiegel).

Filmgalerie, ab So 05.08.

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2012

THE ARTIST

Michel Hazanavicius, F 2011, 100 Minuten

Drehbuch: Michel Hazanavicius, Kamera: Guillaume Schiffman, Musik: Ludovic Bource

DarstellerInnen: Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Uggy u. a.

Kopie: DCM

BUSTER KEATON: TROTZHEIRAT

+ Vorfilm

Busters letzter, eher unbekannter Stummfilm gilt zugleich als sein letztes rundum gelungenes Werk. Nochmals ist hier die Essenz seines komödiantischen Genies zu bewundern: der vollkommene Rhythmus und die große Melancholie des "Great Stoneface". Wie er sich als Hosenbügler die schicken Anzüge ausleiht und als wohlhabender Mann seiner angebeteten Schauspielerin auffällt. Wie er vom Fleck weg geheiratet wird, weil sie mit dieser Trotzreaktion ihrem untreuen Verlobten eins auswischt. Und wie sie ihn wieder loswerden will und er mit allen Mitteln dagegenhält. Große Komödie!

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Busters letzter Stummfilm ist heute weitgehend unbekannt – umso mehr freut es uns, dass er nun wieder in den Verleih gekommen ist und wir ihn sogleich nach Regensburg bringen können. Noch dazu, nachdem TROTZHEIRAT als letztes rundum gelungenes Werk dieses "‚most deeply ‚silent‘ of the silent comedians" (James Agee 1949) gilt, bevor er vom Studiosystem Hollywoods verschlungen wurde.

Die Handlung hat einen wohlbekannten Ausgangspunkt: ein armer, ungelenker Naivling bewundert eine schier unerreichbare Dame. Buster ist hier in einer Reinigung zuständig für das Hosenbügeln. Jeden Abend leiht er sich feine Anzüge aus und besucht das Theaterstück, in dem die berühmte Schauspielerin Trilby Drew auftritt. Diese nimmt von ihrem Bewunderer erst Notiz, als sie ihrem untreuen Verehrer eins auswischen will. Der "wohlhabende Herr" in seinen geliehenen Anzügen wird in einer Trotzreaktion der Diva vom Fleck weg geheiratet. Die Hochzeitsnacht verläuft anders als erhofft – hier ist Keatons Routine aus seiner Kindheit im Vaudeville wunderbar zu sehen. Die Angebetete will ihren Angetrauten gleich wieder loswerden und er hält mit allen Mitteln dagegen. Große Komödie!

Aber Happy End? Leider nicht für Buster Keaton. Dies ist der erste Film, bei dem ihm nach einem finanziellen Flop das Studio MGM schon kräftig hineinpfuscht: Er konnte nur noch teilweise (in den ersten beiden Handlungsblöcken des Films) wie gewohnt ohne Drehbuch und dafür mit viel Improvisation arbeiten, das kompliziertere hintere Drittel wurde von den Bossen strikt durchgeplant. Busters Abstieg in die mehrere Jahrzehnte dauernde Bedeutungslosigkeit war besiegelt. Nochmals aber dürfen wir hier die Essenz seines komödiantischen Genies bewundern: der vollkommene Rhythmus und die große Melancholie des "Great Stoneface".

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BUSTER KEATON: TROTZHEIRAT

Edgar Sedgwick, Buster Keaton, USA 1929, Spite Marriage, 75 Minuten, sw, Zwischentitel deutsch, 35 mm + Vorfilm,

Buch: Lew Lipton, Zwischentitel: Robert E. Hopkins, Kamera: Reggie Lanning

DarstellerInnen: Buster Keaton, Dorothy Sebastian, Edward Earle u. a.

Kopie: Neue Visionen

ORLAC‘S HÄNDE

Ein Horror, dem nicht zu entrinnen ist: wer möchte sich vorstellen, nach einem Unfall die zwei Hände eines Toten transplantiert zu bekommen - noch dazu die Hände eines soeben hingerichteten Mörders? Dem Starpianisten Paul Orlac widerfährt genau dies. Robert Wiene, der Regisseur von "Das Cabinet des Dr. Caligari", schafft auch hier für den Schauspieler Conrad Veidt expressionistische Räume, in denen er fast bis zum Wahnsinn gegen diese verstörende Realität ankämpfen muss.

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Ein Horror, dem nicht zu entrinnen ist: wer möchte sich vorstellen, nach einem Unfall die Hände eines Toten transplantiert zu bekommen – noch dazu die Hände eines soeben hingerichteten Raubmörders? Dem gefeierten Pianisten Paul Orlac widerfährt genau dies. Wer kontrolliert nun aber das, was diese Hände fortan tun? Ist dieser Preis es wert, sich das Klavierspiel und damit den Lebensinhalt und nicht zuletzt die wirtschaftliche Existenzgrundlage zu erhalten?

Dieses Spannungsfeld ist ausgesprochen geeignet für einen expressionistischen Film: das Grundthema der Entfremdung, die unheimliche Stimmung und Intensität wird erreicht durch bedrohliche Schatten und Symbole, starke Hell-Dunkel-Kontraste, große und doch klaustrophobische Räume, surreale Bauten und nicht zuletzt durch eine sehr expressive Spielweise der Darsteller – ORLAC‘S HÄNDE ist ein beeindruckendes Beispiel für diese typisch österreichisch-deutsche Filmsprache. Einer der herausragendsten Klassiker dieser Stilrichtung ist "Das Cabinet des Dr. Caligari", ebenfalls eine Zusammenarbeit des Regisseurs Robert Wiene mit dem Hauptdarsteller.

Conrad Veidt gilt als einer der sensibelsten Schauspieler seiner Zeit. Als Paul Orlac setzt er sich intensiv mit der verstörenden Realität auseinander. Einem zeitgenössischen Kritiker war seine Mimik wohl etwas zu übersteigert, aber "voll restloser Genialität dagegen ist das Spiel seiner Hände. Ihre Beredsamkeit allein ist imstande, psychische Zustände auszudrücken, das Drama einer Seele zu entwickeln. Veidt ist einer der wenigen auserwählten Menschendarsteller des deutschen Films." (Heinz Michaelis 1925). Als Gegenüber des empfindsamen Conrad Veidt agiert der diabolische Fritz Kortner, der bei der 30. Regensburger Stummfilmwoche auch schon neben Marlene Dietrich zu sehen ist.

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ORLAC‘S HÄNDE

Robert Wiene, A/D 1925, 99 Minuten, sw, 35 mm, rekonstruierte Fassung

Drehbuch: Ludwig Nerz, nach dem gleichnamigen Roman von Maurice Renard, Kamera: Hans Androschin, Bauten: Stefan Wessely

DarstellerInnen: Conrad Veidt, Alexandra Sorina, Fritz Kortner, Fritz Strassny, Paul Askonas u. a.

Kopie: DIF Deutsches Filminstitut – Filmarchiv, Wiesbaden

DIE DREI MUSKETIERE

Nach seinem furiosen Einstand als Mantel-und-Degen-Held Zorro greift Douglas Fairbanks diesmal als D'Artagnan erneut zur Waffe. Mit "Die drei Musketiere" von 1921 setzte Doug neue Maßstäbe für den Abenteuerfilm, den er fast genauso im Alleingang begründete, wie er es mit Kardinal Richelieu und dessen Schergen aufnimmt. Wir dürfen also gespannt sein auf atemberaubende Stunts und spannende Duelle, wobei auch die Romantik und Komik nicht zu kurz kommen!

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Nachdem Douglas Fairbanks, sr. erfolgreich seinen Einstand als ZORRO auf der Leinwand gegeben hatte, zog er sich bereits im nächsten Jahr das Gewand der Musketiere des Königs über und griff erneut zum Degen. Doug erprobte hier alle jene Facetten, die seither jeden swashbuckler kennzeichnet: Ein sorgenfreier Held, verschmitzt und frech, der seine oft wilden Abenteuer mit Witz, Charme und auch einer Prise augenzwinkender Ironie besteht. Und mit eben dieser Verschmitztheit und körperlichem Einsatz überspielte Douglas Fairbanks mühelos die Tatsache, dass er zur Drehzeit immerhin schon 38 Jahre alt war und nicht mehr so jugendlich wie der Held der Romanvorlage!

Die Geschichte des Films selbst ist weithin bekannt. D’Artagnan, natürlich von Doug gespielt, soll Kadett der königlichen Musketiere in Paris werden. Unterwegs trifft er auf die geheimnisvolle Milady de Winter und ihren finsteren Begleiter Rochefort, die eine Intrige gegen die Königin aushecken. Nachdem D’Artagnan das erste Duell mit Rochefort gerade mal überlebt hat, fangen die Abenteuer für ihn richtig an. Nur gut, dass ihm bald drei nicht minder tollkühne Meister im Umgang mit dem Degen beistehen sollen ..

Auch in diesem für die "United Artists" produzierten Film – UA wurde übrigens 1919 von Fairbanks, seiner Frau Mary Pickford, D. W. Griffith und Charlie Chaplin gegründet – kommen wagemutige Fecht- und Verfolgungsszenen vor, die Ausstattung ist eine Augenweide, und auch Witz und Romantik kommen nicht zu kurz. Doug glänzt in der Rolle des D’Artagnan und braucht keinen Vergleich zu scheuen mit moderneren Musketieren. Für die Kamera zeichnete Arthur Edeson verantwortlich, der später auch den Kultfilm schlechthin, "CASABLANCA", photographierte. Neben Doug agiert Adolphe Menjou, nach dem das Menjou -Bärtchen benannt ist und der zu den bestangezogenen Männern Amerikas zählte. Und Fred Niblo, der Regisseur, inszenierte schon Dougs "Zorro".

Freuen Sie sich auf einen "rundum gelungenen Film" (Philipp Bühler), wenn die Klingen gekreuzt werden und es wieder heißt "Einer für alle, alle für einen!" Und die Regensburger Zuschauer dürfen zusätzlich gespannt sein, wie Bandmitglieder von Georg Ringsgwandl und Amon Düül II die rasanten Fechtszenen vertonen.

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DIE DREI MUSKETIERE

The Three Musketeers: Fred Niblo, USA 1921, 118 Minuten, englische Zwischentitel, 16mm

Drehbuch: Douglas Fairbanks sen., Edward Knoblock, Lotta Woods nach dem Roman von Alexandre Dumas, Kamera: Arthur Edeson

DarstellerInnen: Douglas Fairbanks sen., Marguerite de la Motte, Eugene Palette, Adolphe Menjou, Nigel de Brulier, George Siegmann, Barbara La Marr u.a.

Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (München)

Sabrina Zimmermann (Violine)
Mark Pogolski (Piano)

Sabrina Zimmermann an der Geige und Mark Pogolski am Klavier – jedes ihrer Filmkonzerte ist eine fulminante Vorstellung. Wir freuen uns sehr, dass uns das international renommierte Ensemble auch in diesem Jahr mit zwei Vorstellungen beehrt.

Beide Musiker bauen auf langjährige professionelle Erfahrung in Musik und Stummfilm. Zudem dürfen sie das Erbe von Aljoscha Zimmermann fortführen, Sabrinas Vater und weltweit anerkannter Stummfilmmusiker. Er wurde berühmt für die Fähigkeit, dem Stummfilm vitale Ausdruckskraft zu geben und den Bildern Gefühle und Geschichten für den modernen Menschen zu entlocken. Nach seinem Tod im Dezember 2009 hinterließ er über 400 Partituren und musikalische Themen, die er seiner Tochter und seinem erwählten Nachfolger Mark Pogolski zur Weiterführung in die Hände legte. Das Ensemble konzertiert somit weiterhin auf wichtigen internationalen Filmfestivals und hat bereits eine Fernseh- und DVD-Produktion von Fritz Langs Stummfilm „Harakiri“ erfolgreich aufgenommen.

Sabrina Zimmermann ist seit 1992 Teil des Aljoscha-Zimmermann-Ensembles. Ihr virtuoses Spiel der Geige brachte ihr bereits zahlreiche Auszeichnungen und sie ist auf internationalen Bühnen zuhause. Nun arrangiert und bearbeitet sie zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Mark Pogolski die Partituren von Aljoscha Zimmermann. Mark ist ebenfalls seit 20 Jahren aktiv, Musikalischer Leiter der Ballett-Abteilung der Hochschule für Musik und Theater München und mehrfacher Preisträger für Komposition und Piano.(www.filmmusik-zimmermann.com)

DIE FRAU, NACH DER MAN SICH SEHNTNOSFERATU

Rainer J. Hofmann (Regensburg)

Multiinstrumentalist

Ob Komödien von Harold Lloyd oder Schauriges wie DER FUHRMANN DES TODES, ob Klassiker wie HAMLET oder auch Dokumentarisches wie DER MANN MIT DER KAMERA – der vielseitige Regensburger Musiker Rainer J. Hofmann versteht es seit vielen Jahren, 'seinen' Stummfilmabend zu einem wunderbaren Konzert zu machen und sein Publikum zu begeistern. Er setzt dabei zahlreiche – zum Teil selbstgebaute – Instrumente ein und schafft somit ausgesprochen ungewöhnliche und zugleich faszinierende Klangwelten.

Seine Filmkonzerte sind jedes Mal wieder ein spannendes Erlebnis: Rainer Hofmann hat breite Erfahrung als Begleiter von Liedern und Chansons aller Epochen (auch aus der großen Zeit der Stummfilme!), als Komponist und Musiker bei Film und Theater, Band, Orchester und Improvisationsprojekten. Sein Name ist eng verbunden mit dem „Trio Trikolore“, der „Roten Landschaft“, dem „Theater im Hesperidengarten“ von Joseph Berlinger („Der Damenherr“) und dem „RostMondOrchestra“.

Heuer präsentiert er uns bei zwei Vorstellungen als kongenialer Begleiter von Asta Nielsen und Buster Keaton seine komödiantische Seite.

ENGELEINBUSTER KEATON: TROTZHEIRAT

Bertl Wenzl & Markus Stark (Regensburg)

Multiinstrumentalisten

Letztes Jahr gaben die beiden versierten Regensburger Musiker als Duo ihr Stummfilmdebut: Wer ihr atmosphärisches und sehr gruseliges PHANTOM DER OPER erlebt hat, wird heute noch Gänsehaut an die Erinnerung daran bekommen. Und so ist es für uns eine große Freude, dass sie mit ORLAC‘S HÄNDE der Stummfilmwoche einen weiteren wohlig „schaurigen“ Abend bescheren.

Als Duo gibt es die beiden schon seit über zehn Jahren: Sie arbeiten in so verschiedenen Bands wie „Rostmond Orchestra", „Transplant4" oder „handish" zusammen, ebenso wie bei einer Reihe von Film- und Theatermusikprojekten (z. B. der Musik zur Inszenierung von Oskar Panizzas „Liebeskonzil" oder für das Stummfilmprojekt Filmhochschule).

Bertl Wenzl ist ein erfahrener Stummfilmmusiker, der schon oft mit den „Negerländern“, solo oder in kleinen Besetzungen unser Festival bereichert hat. Mit seinen außergewöhnlichen Klängen hat er bereits Buster Keatons DER GENERAL, Karl Valentins MYSTERIEN EINES FRISIERSALONS bzw. die abstrakteren Werke PARIS QUI DORT oder POLIZEIBERICHT ÜBERFALL veredelt.

Markus Stark ist als Bassist, Schlagzeuger und Produzent seit über 15 Jahren in der Oberpfälzer Musiklandschaft aktiv. Aufgewachsen in Rock-, Pop- und Metalbands, begann er sich als Jugendlicher für Jazz, Elektronik, neue Musik und Avantgarde zu interessieren und arbeitet seither auch genreübergreifend. Eigenwillige Soundtracks für Theaterstücke und Filme bestimmen in den letzten Jahren seine Solo- und Duoarbeiten. Als Bassist und Komponist widmet er sich derzeit seiner Band "handish" und wirkt bei den Regensburger Formationen „The Walrus" und „containerhead" mit. Außerdem mischt und produziert er Alben befreundeter Bands und Projekte im labeleigenen Tonstudio. Eine komplette Werkschau und weitere Informationen bietet www.funnelcat.de.

ORLAC‘S HÄNDE

Klaus Reichardt & Jan Kahlert (München)

Klaus Reichardt (Piano)
Jan Kahlert (Percussion)

Die beiden routinierten Münchner Musiker, schon durch frühere gemeinsame Projekte verbunden, geben hier ihr Stummfilmdebut.

Klaus Reichardt ist seit fast 40 Jahren mit verschiedenen Jazzrock- und Bluesformationen unterwegs, heute begleitet er auch Gospels und improvisiert zu Predigten. Nach seinem Studium der Musikwissenschaften startete er seine professionelle Laufbahn als Pianist/Keyboarder/ Pedal-Steeler, Komponist, Arrangeur und Produzent. Durch Auftritte mit Georg Ringsgwandl, Nick Woodland oder der Spider Murphy Gang war er schon öfter auch in Regensburg zu hören. Klaus hat zahlreiche Preise gewonnen, z.B. mit Meilhamer & Schlenger oder den „Gospelsternen“.

Jan Kahlert beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit Percussion und ist so im Bereich des Schlagwerks zum Multiinstrumentalisten geworden: in seiner – auch selbst komponierten Musik – bringt er bayerische, afrikanische und amerikanische Klänge zusammen. Jan spielt in Formationen wie „Amon Düül II“, „Voodoo Gang“ oder „No Goods“, als Produzent konnte er mit „Trude & Gerd“ den „Wahren Grand Prix 1994“ gewinnen. Seit 20 Jahren hat er sein eigenes Studio und auch Stücke der Münchner Kammerspiele werden von ihm begleitet.

DIE DREI MUSKETIERE