Laurel & Hardy: Kurzfilme

Stan Laurel & Oliver Hardy: sie sind das erfolgreichste Duo der Filmgeschichte. Anfangs noch separat unterwegs – wir zeigen im Programm einen „Solo-“Film von Stan – und Teil einer zusammengewürfelten Comedy-Truppe, hat ein Regisseur 1927 die Chemie zwischen ihnen erkannt… Ihre Kurzfilme hatten nur einen Aufhänger, die restliche Handlung ergab sich während des Drehs aus der Dynamik der Figuren heraus. Das Timing war exakt geplant – und funktioniert noch heute!

Kopie + Photos: Fernsehjuwelen (3x Laurel & Hardy), FPA Classics, Paris (Dr. Pyckle)

Do 08.08.

-

Fr 09.08.

-

Sa 10.08.

-

So 11.08.

-

Mo 12.08.

-

Di 13.08.

20:30

Mi 14.08.

-

2024

Stan Laurel & Oliver Hardy – eigentlich gibt es sie aus heutiger Sicht nur im Doppelpack. Aber sie waren zunächst ganz normale Filmschauspieler, die Mitte der 1920er unabhängig voneinander und mit einer Handvoll weiterer Comedy-Größen zu einem Team, den „Hal Roach All-Stars“, zusammengewürfelt und in verschiedenen Konstellationen in vielen Two Reelers (Filme in der Länge von zwei Filmrollen) auftauchten. Regisseur Leo McCarey hat die Chemie zwischen dem Engländer Laurel und dem Amerikaner Hardy erkannt und sie 1927 zu dem Duo geformt, das das erfolgreichste der Filmgeschichte werden sollte.

Oliver „Babe“ Hardy hatte vor ihrer gemeinsamen Zeit bereits in rund 270 Filmen mitgespielt, Stan Laurel in etwa in 50, er war aber immer gerne Gagschreiber und hat bei vielen Filmen auch als Regisseur oder beim Schnitt gewirkt. Die meisten ihrer Kurzfilme hatten nur einen Aufhänger, die restliche Handlung ergab sich während des Drehs aus der Dynamik der Figuren heraus. Was allerdings genau umgesetzt wurde, war das Timing. Das Team hat oft in Probevorführungen die Länge der Lacher des Publikums getestet und dann erst die finale Version geschnitten, um möglichst keinen Gag zu verschenken. Es funktioniert noch heute!

BIG BUSINESS: Christbaumverkauf ist eine Kunst – bis einer weint…

DR. PYCKLE & MR. PRIDE: Es ist klar, welcher Horrorfilm mit John Barrymore hier von Stan – noch ohne Olli – vergruselt wird.

LIBERTY: Wolkenkratzerbaustellen sind spannend – v.a. mit einem Krebs in der (falschen) Hose.

WE FAW DOWN: Ehefrauen kriegen bestimmt nichts mit, wenn ihre Ehemänner jungen Damen schöne Augen machen.

Kopie + Photos: Fernsehjuwelen (3x Laurel & Hardy), FPA Classics, Paris (Dr. Pyckle)

Do 08.08.

-

Fr 09.08.

-

Sa 10.08.

-

So 11.08.

-

Mo 12.08.

-

Di 13.08.

20:30

Mi 14.08.

-

2024

Laurel & Hardy: Kurzfilme

USA 1925-1929, 4 Filme à ca. 20 Minuten, s/w, DVD, HD

Schauspieler: Stan Laurel, Oliver Hardy, James Finlayson, u.a.

Big Business (1929): Regie: Leo McCarey, James W. Horne
Dr. Pyckle & Mr. Pride (1925): Regie: Scott Pembroke, Joe Rock
Liberty (1929): Regie: Leo McCarey
We faw down (1928): Regie: Leo McCarey

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: Fernsehjuwelen (3x Laurel & Hardy), FPA Classics, Paris (Dr. Pyckle)

Das Cabinet des Dr. Caligari

… ist ein Meilenstein des Horrorkinos. Regisseur Wiene setzt seine Figuren in eine expressionistische Welt: Dr. Caligari und sein Medium Cesare, einen Schlafenden, den er auf Jahrmärkten ausstellt. Die beiden stehen offenbar mit Morden im Ort in Zusammenhang. Wie „Der Kinematograph“ 1920 schreibt: „Die Welt malt sich anders im Hirn eines Wahnsinnigen“ – so sind alle Kulissen verzerrt, mit grobem Pinsel skizziert und tragen „den Charakter der Unwirklichkeit“ (S. König).

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Do 08.08.

-

Fr 09.08.

-

Sa 10.08.

-

So 11.08.

-

Mo 12.08.

-

Di 13.08.

-

Mi 14.08.

20:30

2024

Dr. Caligari ist ein Schausteller auf einem Jahrmarkt. Sein „Ausstellungsstück“ ist Cesare, ein schlafendes Medium, das in die Zukunft sehen kann. Ein Student stellt die schrecklichste aller Fragen: „Wie lange werde ich leben?“ Cesare antwortet…

Dieser Film ist ein Meilenstein des Horrorkinos. Es zeigt sich, dass Dr. Caligari seinen willenlosen Somnambulen des Nachts mobilisiert und ihn im Ort Morde begehen lässt. Die Spur des Verbrechers führt in ein Irrenhaus. Dort wartet eine Überraschung: Wer ist nun wahnsinnig? Wem kann man trauen?

Regisseur Robert Wiene setzt seine Figuren in eine expressionistische Welt: Nichts ist natürlich, alle Räume und Landschaften sind erkennbar Kulisse und tragen „den Charakter der Unwirklichkeit“ (S. König). Die Bauten sind so verzerrt und angsteinflößend wie das Innenleben der Protagonisten. Gedreht 1919 macht Caligari die Unsicherheit und Instabilität kurz nach dem Ersten Weltkrieg sichtbar. Ein Alptraum, dem nicht zu entrinnen ist. „Sein grafischer Stil wird zum Synonym für eine zerrissene Zeit“ (Dt. Kinemathek).

Conrad Veidt begründet mit dieser Rolle seinen Ruhm. Er spielt den Schlafenden bedrohlich und grauenhaft: „nervenschwache Personen können Alpdrücken davon bekommen“ (Der Kinematograph 1920).

Do 08.08.

-

Fr 09.08.

-

Sa 10.08.

-

So 11.08.

-

Mo 12.08.

-

Di 13.08.

-

Mi 14.08.

20:30

2024

Das Cabinet des Dr. Caligari

Robert Wiene, D 1919, 74 Minuten, viragiert, 35 mm

Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz, Kamera: Willy Hameister,
Bauten: Hermann Warm, Walter Reimann, Walter Röhrig,
Kostüme/Grafik: Walter Reimann,
Produktion: Rudolf Meinert, Erich Pommer,
Schauspieler:innen: Werner Krauß, Conrad Veidt, Lil Dagover, Friedrich Feher, Hans Heinrich von Twardowski u.a.

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Tabu

… ist der letzte Film von F.W. Murnau, gedreht ohne Studiozwänge auf Tahiti und Bora-Bora. Die ruhigen Naturaufnahmen und einheimischen Laiendarsteller:innen machen das Melo fast zu einem Dokumentarfilm. Ins Südseeparadies dringt bereits die Zivilisation vor, doch die alten Bräuche sind noch stark. Ein Mädchen ist zur Priesterin bestimmt und tabu. Trotz dieses Banns entspinnt sich eine Liebe zwischen ihr und einem jungen Fischer.

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Do 18.08.

20:30

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

-

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

F.W. Murnau hat nach Meisterwerken wie NOSFERATU und FAUST Berlin gen Hollywood verlassen. Dort startete er 1927 mit wunderbaren, aber nur mäßig erfolgreichen Filmen. Trotz mehrerer Oscars mischten sich die Studios bei seinen Projekten ein. Entnervt kauft er 1929 eine Jacht, tut sich mit Robert Flaherty, dem Dokumentarfilmer und Macher von NANUK, DER ESKIMO, zusammen und segelt in die Südsee. Ohne Studiozwänge möchten sie dort einen Film machen. Das bedeutet aber auch die Abkoppelung von den Geldquellen Hollywoods, so dass Murnau für dieses Projekt tief in die eigene Tasche greifen muss und sich verschuldet. Flaherty schwebt ein ethnographischer Film vor, während Murnau eher die paradiesische Landschaft einfangen will. Bald nach Beginn der Dreharbeiten zerstreiten sie sich und Murnau bleibt nur mit dem Kameramann Floyd Crosby, der für seine magischen Bilder einen Oscar bekommt, auf Tahiti. Und sie schaffen einen außergewöhnlichen Stummfilm in der beginnenden Tonfilmzeit.

Komplett mit Laien drehen sie eine anrührende Liebesgeschichte zwischen dem Fischer Matahi und Reri, dem Mädchen, das zur Priesterin bestimmt und damit für Männer tabu ist – also „unantastbar“ oder „heilig“. Die beiden fliehen auf eine Nachbarinsel, in die bereits die „Zivilisation“ vordringt. Können sie ihre Liebe vor den alten Bräuchen retten?

TABU lebt von den ruhigen Naturaufnahmen auf Tahiti und Bora-Bora und der Beobachtung der Menschen. Hier mischt sich Melodram mit Dokumentarfilm. Murnau konnte den Triumph seines letzten Films nicht mehr auskosten – er starb eine Woche vor der Premiere durch einen Autounfall in Kalifornien.

Do 18.08.

20:30

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

-

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Tabu

Friedrich Wilhelm Murnau, USA 1931, 83 Minuten, restaurierte Fassung, 35 mm, deutsche Zwischentitel

Drehbuch: Friedrich Wilhelm Murnau, Robert J. Flaherty,
Kamera: Floyd Crosby, Robert J. Flaherty,
Produktion: Friedrich Wilhelm Murnau, Robert J. Flaherty,
Schauspieler:innen: Matahi, Reri/Anne Chevalier, Hitu, Kong Ah u.a.

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Großstadtschmetterling. Ballade einer Liebe

Die chinesische Tänzerin Mah verzaubert als „Prinzessin Butterfly“ Paris mit ihrer exotischen Schönheit, wird aber gerade wegen ihres Aussehens von der Gesellschaft gefangen und gleichzeitig ausgegrenzt. Eichbergs Film besticht nicht nur durch seine ergreifende Aktualität, sondern auch durch virtuose Momente, in denen sich die Kamera die Freiheit zu nehmen scheint, die Mah verwehrt bleibt.

Kopie + Photos: DFF Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Wiesbaden

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

20:30

Sa 17.08.

-

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Im Paris der „Années folles“ tanzt die junge Chinesin Mah als „Prinzessin Butterfly" und ist wie ein Schmetterling: bezaubernd, elegant und filigran. Doch Mah kann nicht aus dem unsichtbaren Käfig fliegen: sich nicht von dem Mann befreien, der mit ihrer Schönheit Geld macht, sie beraubt und fast ins Gefängnis bringt. Und sich auch nicht den Menschen entziehen, die sie mit ihren mandelförmigen Augen verzaubert, die aber nicht wirklich in sie verliebt sind.

Obwohl Eichbergs Film bereits 1929 auf die Leinwand kam, ist er aktueller denn je: Er zeigt uns, wie sich die Gesellschaft auf Kosten derer verändert, die gesehen werden, aber ihre Geschichte nicht selbst erzählen dürfen. So zeigt die Kamera die verzehrenden Blicke der Männer um Mah und verweilt auf Anna May Wongs verwirrten und fiebrigen Augen, Opfer einer Stadt, die bereit ist, einen zu verschlingen, wenn man sich als Außenseiterin durch ihre Straßen bewegt. In Paris findet man nie Ruhe: Man singt, trinkt, schreit, spielt, fährt Karussell und lacht bis zur Erschöpfung. Die Stadt ist wie ein Zirkus, in dem man ständig beobachtet und beobachtet wird. Und während die anderen gemeinsam tanzen, ist der Großstadtschmetterling Mah bereit, alleine wegzufliegen.

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

20:30

Sa 17.08.

-

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Großstadtschmetterling. Ballade einer Liebe

Richard Eichberg, D/GB 1929, 96 Minuten, sw, 4K-restauriert, BluRay

Buch: Adolf Lantz, nach der Textvorlage von Hans Kyser,
Kamera: Heinrich Gärtner, Otto Baecker,
Produktion: Richard Eichberg-Film GmbH, British International Pictures (BIP),
Schauspieler:innen: Anna May Wong, Alexander Granach, Nien Sön Ling, Fred Louis Lerch, Tilla Garden, Gaston Jacquet, Szöke Szakáll u.a.

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: DFF Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V., Wiesbaden

Der Mann, der lacht

Das schreckliche Grinsen von Gwynplaine kennt quasi jede:r – als „Joker“ in den Batman-Filmen als Teil der Pop-Kultur. Zur Ikone wurde die Fratze durch die intensive Darstellung, die Conrad Veidt in dieser Verfilmung des Romans von Victor Hugo gelingt – er ist die erwachsene Version des Buben, der im 17. Jahrhundert aus Rache an seinem Vater grausam mit dem Messer entstellt wird.

== in Kooperation mit Wicked Vision ==

Foto: Universal/Wicked Vision

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

20:30

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Wem das schreckliche Grinsen von Conrad Veidt alias Gwynplaine bekannt vorkommt, war wohl die letzten 60 Jahre öfter im Kino und hat sich vor Jack Nicholson, Heath Legder und Joaquin Phoenix als Joker im Batman-Universum gegruselt. Die tragische Horror-Figur wurde aber schon gut 100 Jahre früher geschaffen – von Victor Hugo.

Zur Ikone wurde sie durch die intensive Darstellung von Conrad Veidt. Er war – obwohl schon lange aus tragischen Rollen wie in Dr. Caligari berühmt – die Zweitbesetzung. Der „Monster-Superstar“ Lon Chaney war nicht verfügbar. Es lag vor allem an Chaney, dass die Verfilmungen der beiden (ebenfalls französischen) Romane „Der Glöckner von Notre Dame“ und „Phantom der Oper“ große Erfolge feierten und bis heute in der Pop-Kultur weitergetragen werden. Die Universal Studios wollten daran anknüpfen.

Regisseur Paul Leni hatte in Deutschland schon eindrucksvolle expressionistische Werke geschaffen, u.a. „Das Wachsfigurenkabinett“ mit – genau – Conrad Veidt. Sie erzählen die Geschichte des Jungen, der im England des 17. Jahrhunderts aus Rache an seinem Vater grausam mit dem Messer entstellt wird und sein Leben lang unter der starren grinsenden Fratze leidet, genauso ergreifend wie seine Vorbilder. Die weibliche Hauptrolle hat Mary Philbin, die Christine des Phantoms…

Nach aufwendiger Restaurierung durch „Universal“ ist diese Ikone des Horrorfilms nun endlich wieder zu sehen. Und dank des Engagements von „Wicked Vision“ auch als komplett rekonstruierte deutsche Bildfassung ohne die damaligen Kürzungen und Zensuren.

== in Kooperation mit Wicked Vision ==

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

20:30

So 18.08.

-

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Der Mann, der lacht

== in Kooperation mit Wicked Vision ==

„The Man Who Laughs”, Paul Leni, USA 1928, 110 Minuten, sw, ungekürzte Originalfassung, 4K-restauriert, deutsche Zwischentitel, BluRay

Drehbuch: J. Grubb Alexander, Walter Anthony, Mary McLean, Charles E. Whittaker (nach dem Roman „L’Homme qui rit“ von Victor Hugo),
Kamera: Gilbert Warrenton, Produktion: Carl Laemmle,
Schauspieler:innen: Conrad Veidt, Mary Philbin, Olga Baclanova, Josephine Crowell, George Siegmann, Brandon Hurst, Sam De Grasse, Stuart Holmes, Cesare Gravina, Nick De Ruiz, Edgar Norton, Torben Meyer u.a.

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: Wicked Vision/Universal

Der letzte Mann

Murnau hat neben „Nosferatu“ noch weitere bahnbrechende Filme geschaffen. Hier sitzt jede Einstellung, jede Szene treibt die Handlung voran, er braucht keine Zwischentitel. Sein Werk markiert den Beginn einer neuen filmischen Ästhetik: Der Kameramann befreit seinen Kasten vom Stativ, die „entfesselte Kamera“. Sie fängt den schweren, aber beweglichen Emil Jannings als Chefportier durch die Drehtüren im Nobelhotel ein, begleitet seinen Absturz zum Toilettenmann, fliegt ihm über den Hinterhof in sein Zuhause nach.

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

-

So 18.08.

20:30

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Emil Jannings ist eigentlich „der erste Mann“. Der erste Schauspieler, der einen Oscar gewann, und in dem heute gezeigten Film der erste, der die Gäste des noblen Hotels Atlantic begrüßt – er ist der Chefportier. Er hat alles im Blick, ist aufmerksam zu den Gästen, trägt stolz seine Uniform und repräsentiert „sein“ Haus. Bis dem schneidigen Hotelmanager auffällt, dass er die schweren Koffer doch nicht mehr so mühelos balanciert. Er schickt ihn als Toilettenmann in den Keller. Seine Welt zerfällt – auch zuhause. Der Moment, in dem ihm von der nächsten Generation seine Uniform von den Schultern gezerrt wird, ist grausam und herzzerreißend – und meisterhaft verändert Jannings Körperhaltung und Ausdruck in den verschiedenen Stadien seiner Demütigung. So explizit, dass Regisseur Murnau einen ganzen Film ohne einen einzigen Zwischentitel schaffen konnte.

Für die beiden, Murnau und Jannings, ebnete „Der letzte Mann“ den Weg zu Ruhm und letztlich nach Hollywood. Das gilt ebenso für den dritten Mann im Bunde, Kameramann Karl Freund. Er befreit hier erstmals den schweren Kasten vom Stativ: er erfindet die „entfesselte Kamera“. Freund platziert sie auf Wägen, hängt sich mit ihr an einen Kran, bindet sie sich um seinen mächtigen Bauch und kommt damit den Figuren und den Winkeln der Räume viel näher als bis dahin gekannt. Er bringt damit eine neue Dynamik in die Filme, „Der letzte Mann“ markiert den Beginn einer neuen filmischen Ästhetik. Ein großer Schritt zum Kino, wie wir es heute kennen.

Do 18.08.

-

Fr 16.08.

-

Sa 17.08.

-

So 18.08.

20:30

Mo 19.08.

-

Di 20.08.

-

Mi 21.08.

-

2024

Der letzte Mann

Friedrich Wilhelm Murnau, D 1924, restaurierte Fassung 2003, 90 Minuten, keine Zwischentitel, sw, 35mm

Buch: Carl Mayer,
Kamera: Karl Freund,
Produktion: Union-Film der Universum-Film AG (Ufa),
Produzent: Erich Pommer,
Schauspieler:innen: Emil Jannings, Maly Delschaft, Max W. Hiller, Hans Unterkircher, Hermann Vallentin u.a.

Ort: Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais

Kopie + Photos: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden

Bertl Wenzl (Regensburg)

Multiinstrumentalist

Bertl Wenzl ist ein erfahrener Stummfilmmusiker, der seit annähernd 40 Jahren im Bandformat ( "Die Negerländer", "Diebe der Nacht"), in kleinen Besetzungen oder solo unser Festival mit seinen Instrumenten bereichert. Mit außergewöhnlichen Klängen hat er Buster Keatons DER GENERAL, Friedrich Wilhelm Murnaus NOSFERATU oder surreale Kurzfilme wie Karl Valentins MYSTERIEN EINES FRISIERSALONS oder  PARIS QUI DORT von René Clair veredelt. In jüngerer Zeit war er gemeinsam mit Markus Stark vor allem auf atmosphärisch dichte "Gruselmusik" spezialisiert. So entstanden Scores zu DAS PHANTOM DER OPER, DER FUHRMANN DES TODES oder Hitchcocks THE LODGER. Nach der letztjährigen Gemeinschaftsarbeit mit Rainer Hofmann an METROPOLIS widmet er sich heuer den anarchisch-humoristischen Slapstickfilmen des genialen Duos Laurel und Hardy.

(Foto: Sofi Walter)

Laurel & Hardy: Kurzfilme - Di 13.08.

Rainer J. Hofmann (Regensburg)

Multiinstrumentalist

…gab sein Stummfilmdebut 1998 mit SALOMÉ. Ob Komödien oder Dramatisches, ob Klassiker oder auch Dokumentarisches – der vielseitige Regensburger Musiker versteht es seit Jahren, 'seinen' Stummfilmabend zu einem wunderbaren Konzert zu machen und sein Publikum zu begeistern. Er setzt dabei mitunter selbstgebaute Instrumente und Tonerzeuger ein und schafft ungewöhnliche und zugleich faszinierende Klangwelten. Er hat breite Erfahrung als Begleiter von Liedern und Chansons aller Epochen (auch aus der großen Zeit der Stummfilme!), als Komponist und Musiker bei Film und Theater, Band, Orchester und Improvisationsprojekten. Sein Name ist eng verbunden mit den Chansons des „Trio Trikolore“. In Produktionen von Joseph Berlinger und dem „Theater im Hesperidengarten“ war er als Bühnenmusiker und Komponist ebenso beteiligt wie an dessen Projekt "Der Brandner Kaspar in der Hölle" sowie der Produktion „Die Richterin“ am Regensburger Turmtheater. 2024 gestaltete er einen Abend Genesis Lichtkunst in der Minoritenkirche.

www.musiker-hofmann.de

(Quelle Bild: Stefan Effenhauser)

Das Cabinet des Dr. Caligari - Mi 14.08.

Vsevolod Pozdejev (Estland, Deutschland)

Piano

Vsevolod wurde 1979 in Tallinn (Estland) geboren und lebte viele Jahre in Regensburg. Er absolvierte sein Bachelor- und Master-Studium an der Estnischen Musik- und Theaterakademie in der Klavierklasse von Prof. Valdur Roots und in der Kompositionsklasse von Prof. Jaan Rääts. Seit 2009 ist Vsevolod Mitglied des Estnischen Komponistenverbands.

Die Hauptfrage, mit der er sich in seinem künstlerischen Schaffen beschäftigt, ist die Verbindung zwischen den Sphären der Musik und der Worte. Eine seiner Kammeropern, Frau Elsa, wurde 2013 beim Winterfestival der Kammermusik in Tallinn aufgeführt, seine Kammeroper Sieben Briefe zur Begegnung 2014 in der Musikhochschule Luzern (Inszenierung Eva Laas).

Seine Werke waren bei internationalen Festivals zu hören, u.a. Usedom Music Festival (2013), Von der Avantgarde bis zum Heute (Sankt Petersburg 2014), BDZ Eurofestival Zupfmusik (Bruchsal 2018), PIANALE International Piano Academy and Competition (Fulda 2019), Podkarpacka Fundacja Rozwoju Kultury (Sanok, Poland, 2022). 2017 fand die Uraufführung seiner Kammermusikwerke durch das Musiktheaterensemble JunGeOper in Luzern und Zürich statt.

2022 wurden seine Klavierwerke bei einer Konzertreihe mit Bilderausstellung „Der Mensch mit Regenschirm“ (Pianistin Eva Laas, Künstler:innen Alois Binder, Ann Karelin u. a.) in Regensburg, Abensberg und Estland (Rakvere und Narva) uraufgeführt. 2023 folgte sein Musikwerk Das letzte Wunder für Schauspiel, Klavier zu vier Händen und Streichquartett nach dem gleichnamigen Märchen von Natalja Kljutscharjowa im Schauspielhaus Magdeburg. Im April-Mai 2024 fand Grand Tour, ein choreographisches Projekt des Theaters Magdeburg, in Kooperation mit dem Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen statt. Vsevolod hat die Originalmusik für die Finalszene des Ballettabends komponiert.

Darüber hinaus ist er Musiklehrer, seit 2020 Ballettrepetitor des Theater Magdeburg, seit 2021 Jurymitglied des internationalen Musikwettbewerbs Donauwelle und hat auch Chorwerke und Filmmusik geschaffen. Seine Stummfilmvertonungen haben eine ganz eigene, neoromantische Stimmung. Er verwendet keine musikalischen Zitate, sondern wir hören frischkomponierte Originalmusik.

www.emic.ee/vsevolod-pozdejev

Tabu - Do 15.08.

Aljoscha-Zimmermann-Ensemble (München)

Sabrina Zimmermann (Violine)
Mark Pogolski (Piano)

Sabrina Zimmermann an der Geige und Mark Pogolski am Klavier – jedes ihrer Filmkonzerte ist eine fulminante Vorstellung. Beide Musiker bauen auf langjährige professionelle Erfahrung in Musik und Stummfilm. Zudem dürfen sie das Erbe von Aljoscha Zimmermann fortführen, Sabrinas Vater und weltweit anerkannter Stummfilmmusiker. Er wurde berühmt für die Fähigkeit, dem Stummfilm vitale Ausdruckskraft zu geben und den Bildern Gefühle und Geschichten für den modernen Menschen zu entlocken. Nach seinem Tod im Dezember 2009 hinterließ er über 400 Partituren und musikalische Themen, die er seiner Tochter und seinem erwählten Nachfolger Mark Pogolski zur Weiterführung in die Hände legte. Das Ensemble konzertiert nun mit eigens bearbeiteten Partituren auf wichtigen internationalen Filmfestivals und hat Fernseh- und DVD-Produktionen von zahlreichen Stummfilmen erfolgreich aufgenommen.

Sabrina Zimmermann ist seit 1992 Teil des Aljoscha-Zimmermann-Ensembles. Ihr virtuoses Spiel der Geige brachte ihr bereits zahlreiche Auszeichnungen und sie ist auf internationalen Bühnen zuhause. Nun arrangiert und bearbeitet sie zusammen mit dem Pianisten und Komponisten Mark Pogolski die Partituren von Aljoscha Zimmermann. Mark baut ebenfalls auf 15 Jahre Erfahrung als Stummfilmmusiker auf. Er ist Professor und musikalischer Leiter der Ballett-Abteilung an der Hochschule für Musik und Theater München und mehrfacher Preisträger für Komposition und Piano.

Wir freuen uns sehr, dass uns das international renommierte Ensemble auch in diesem Jahr mit zwei Vorstellungen beehrt.

www.stummfilm-münchen.de
www.stummfilm-aljoscha-zimmermann.de

Großstadtschmetterling - Fr 16.08.Der letzte Mann - So 18.08.

Martin Rohrmeier (Lausanne/Berlin/Straubing)

Piano

Martin Rohrmeier wurde 1979 in Deggendorf geboren. Er studierte Musikwissenschaft, Philosophie und Mathematik in Bonn und Cambridge, wo er schließlich unter Prof. Ian Cross promovierte. 2014 wurde er als Professor an das Institut für Kunst und Musikwissenschaft der TU Dresden berufen. Seit 2017 ist er Associate Professor für Musikwissenschaft an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne, wo er das Digital and Cognitive Musicology Lab (DCML) leitet. An der EPFL lehrt er digitale Musikwissenschaft, Musiktheorie sowie musikalische Improvisation.

Als Stummfilmpianist ist er seit 2010 mit zahlreichen Konzerten und Sonderveranstaltungen in und um Berlin, sowie in Vevey, St. Petersburg und New York aktiv. Seit 2012 ist er Vorstand des Berliner Stummfilmvereins "Laufende Bilder e.V.", in dessen Rahmen zusammen mit dem Autor Ludwig Lugmeier sowie Burkhard Götze, dem Leiter des Metropolis Stummfilmorchesters Berlin, wöchentliche Stummfilmveranstaltungen und Sonderkonzerte organisiert werden. Weiterhin organisierte und spielte er Stummfilmkonzerte in Unterkünften syrischer Flüchtlinge in Dresden (2016).

Musikalisch beschäftigt er sich intensiv mit den Themen Musik und Sprache, sowie dem Verhältnis von musikalischer Struktur, Interpretation und Bedeutung. In seiner Musik exploriert er die Möglichkeiten erweiterter Tonalität und Tonfeldmusik. Sein Spiel ist wesentlich geprägt durch Impulse von Aki Takase sowie durch seinen langjährigen Austausch mit Michael Polth und Uri Rom.

Der Mann, der lacht - Sa 17.08.

Die
REGENSBURGER STUMMFILMWOCHE
ist ein Projekt des
ARBEITSKREIS FILM REGENSBURG e.V.

Die REGENSBURGER STUMMFILMWOCHE bedankt sich bei all den fleißigen Helferinnen und Helfern, den Anzeigenkunden, Partnern und Medienpartnern.

REWAG
Sparkasse
RVV

Eckl+Partner
F.X. Miller
Schönfeld
Piano Metz

stummfilm-magazin.de
Palazzo Festival
Queer-Streifen
Transit-Filmfest